Die Pulswellengeschwindigkeit: der Schlüssel zur Verlangsamung des biologischen Alterns

Written by Lutz Kraushaar

19.04.2023

Pulswellengeschwindigkeit, Pulse wave velocity, PWV

Die Erkenntnis

Mit der Pulswellengeschwindigkeit lässt sich das Tempo des biologischen Alterns bestimmen.

Warum ist das wichtig?

Weil sich mit laientauglicher mHealth Technologie die Pulswellengeschwindigkeit zu Hause messen lässt.

Was kommt jetzt?

Die N-of-1 basierte Lebensstiloptimierung zur Verlangsamung des biologischen Alterns.

Das Zusammenspiel von Herz und Arterien

Das Herz schlägt rund 100.000 mal pro Tag, pumpt mit jeder Kontraktion (Systole) 60-80 ml Blut in die Arterien, und damit ganze 75 Hektoliter pro Tag.

Besonders die großen Arterien wie die Aorta sind elastisch und dehnen sich aus, wenn sie den vom Herzen ausgestoßenen Blutbolus empfangen. Ziehen sie sich wieder zusammen, treiben sie so aus eigener Kraft den empfangenen Blutbolus weiter.

So ist gewährleistet, dass das Blut auch dann durch die Arterien fließt, wenn der Herzmuskel zwischen zwei „Schlägen“ entspannt (Diastole).

Je elastischer die Arterien, speziell die Aorta, um so mehr Pump-Arbeit nehmen sie dem Herzen ab. Je steifer die Arterien, umso mehr wird das Herz belastet.

Mit zunehmendem Alter und bei bestimmten Krankheiten werden die Arterien steifer.

Diese Beobachtung ist mehrere hundert Jahre alt. Dem englischen Arzt Thomas Sydenham (1624 – 1689) wird der Spruch zugeschrieben „Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße“:

Das war die Geburtsstunde des Konzepts des vaskulären Alters.

Warum Gefäßalter nicht gleich Kalendarisches Alter ist

Berechnet wird das Gefäßalter heute auf der Grundlage mathematischer Modelle, die als wesentlichen Parameter die Pulswellengeschwindigkeit (PWV) enthalten.

Die PWV beschreibt (in Metern pro Sekunde) wie schnell sich die vom Herzen ausgehende Blutdruckwelle im arteriellen Gefäßbaum fortpflanzt. Je steifer die Gefäße, umso schneller die Pulswelle und umso höher die PWV.

Lebensgewohnheiten und Gesundheitsverhalten bestimmen die PWV maßgeblich. Und damit auch das Gefäßalter.

So sind Gefäßänderungen bereits im Jugendalter nachweisbar [1].

Aber ab der 4. oder 5. Lebensdekade können die Unterschiede zwischen einzelnen Personen so erheblich sein, dass die Arterien der Einen deutlich älter sind als ihr kalendarisches Alter vermuten lässt, und die der Anderen dafür deutlich jünger. Early Vascular Aging (EVA) heißt das eine, und SuperNormal Vascular Aging (SUPERNOVA) das andere [2].

Abbildung 1 zeigt, wie wir an über 500 Probanden das Tempo des arteriellen Alterns dingfest machen, Und eine Formel zur Berechnung desselben herleiten konnten.

 

Aus der Abbildung ist erkennbar, wie die Ü60 Jährigen, die keinerlei Herz-Kreislauferkrankungen haben und keine Medikamente nehmen (successful agers), durchschnittlich mit einem um 10-15% gedrosselten Tempo altern. Das heißt, pro Jahr werden sie nur um 10-11 Monate älter, nicht um 12 oder mehr. Das klingt nach nicht viel, macht aber einen Unterschied von rund 10 Jahren in der Gesundheits- und Lebenserwartung aus. Also, 10 Jahre mehr ohne Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Demenz.

Unsere „successful agers“ haben das erreicht, weil sie, mehr oder weniger zufällig, genau die zu ihren Genen passenden Gesundheitsverhalten adoptiert hatten.

Wie man die PWV für sich nutzt

Mit der Messung der PWV und der N-of-1 basierten Lebensstilsteuerung kann heute jeder diese Los ziehen.

Deshalb haben wir die PWV Messung in LiLos Arsenal der wichtigsten Vitalparameter aufgenommen.

Die Firma Withings hat es geschafft, die Messung der PWV laientauglich zu machen und in eine WLAN-fähige Körperwaage zu integrieren. Sie ist deshalb fester Bestandteil von LiLos mHealth Fuhrpark, denn die Gefäße jünger zu halten ist die bislang beste Versicherung für lebenslange Gesundheit und Funktionsfähigkeit.

Die PWV sollte wirklich niemand ignorieren, denn mit der Leistungsfähigkeit der Arterien bestimmen Sie die Last und Lebensdauer jener Pumpe, die mit ihren 100.000 Schlägen pro Tag über einen Zeitraum von 40 Jahren einen Öltanker mit einem Fassungsvermögen von 95 Millionen Litern befüllen könnte.

 

Referenzen

[1]      Nemetz PN, Roger VL, Ransom JE, Bailey KR, Edwards WD, Leibson CL. Recent trends in the prevalence of coronary disease: A population-based autopsy study of nonnatural deaths. Arch Intern Med 2008;168:264–70. doi:10.1001/archinternmed.2007.79.

[2]      Park J, Avolio A. Arteriosclerosis and atherosclerosis assessment in clinical practice: Methods and significance. Pulse 2023:1–14. doi:10.1159/000530616.

 

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